Jahreslosung 2016

Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet. (Jesaja 66,13)

Liebe Leserinnen und Leser,
als mich am Heiligen Abend in der Spätvorstellung die Engel der Jungen Gemeinde mit einer Special-Variante ihres Kostüms überraschten (ich zitiere nur »… holder Knabe im lockigen Haar …«), war ich für den Moment ein bisschen geplättet: »Kann man das machen? Himmlische Wesen – zum Schmunzeln?« Als mich aber wenige Tage später jemand fragte »Glauben sie eigentlich an Engel?« und ich auch nicht gleich  rundheraus mit »ja« antworten konnte, wurde ich nachdenklich. Was sind eigentlich Engel?


»Angelos« ist im Griechischen der Bote. Und der Glaube an himmlische Boten, an Engel, hat sich im Judentum erst im 2. Jahrhundert vor Christus richtig durchgesetzt. Zwar glaubte man auch vorher schon, dass Gott der Schöpfer von Himmel und Erde ist. Aber irgendwie entstand offenbar das Gefühl oder die gedankliche Schwierigkeit, dass man sich nicht vorstellen konnte, wie ein Gott gleichzeitig all den vielen Menschen auf der Welt nahe sein kann. Und so setzte sich der Gedanke durch, dass er das nicht allein ist, sondern dass Gott seine himmlischen Boten hat, Mittlerwesen, die auf die Menschen aufpassen. Ob man sich da nun menschenähnliche Wesen mit Flügeln vorstellen muss, mag dahingestellt bleiben. Jedenfalls sind Engel die Art und Weise, wie es Gott möglich ist, jedem einzelnen Menschen nahe zu sein.
Uns heute – so könnte man meinen – sollte es viel leichter fallen, uns das auch ohne solche himmlischen Boten vorzustellen. Wir haben technische Möglichkeiten, die es möglich machen, rund um den Globus, am Bildschirm Aug in Auge miteinander, live zu sprechen. Wir wissen, dass weltweit Daten gesammelt und von fast jedem Menschen persönliche Profile erstellt werden. Ein Gott, der immer und überall ist, sollte für unsere Vorstellungswelten eigenlicht kein Problem sein.
Und doch erleben wir eine außerordentliche Rückkehr der Engel. Kleine Schutzengelchen an Autospiegeln, in Handtaschen, an Wohnzimmerwänden und so weiter. Ob uns wohl gerade in dieser technisch machbaren Nähe auffällt, dass es noch etwas anderes ist, wenn uns jemand wirklich nahe ist? Fühlen wir uns heute in den Weiten des Internets vielleicht machmal verlorener und allein gelassener denn je?
Die Jahreslosung 2016 begegnet dem auch in einem sehr schönen Bild (ganz ohne Mittlerwesen): »Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.«