...und kein Wunsch bleibt offen (Sommertour 2012)
Die Mosel schlängelt sich ganz gemächlich zwischen den steilen Weinbergen hindurch und stets neben ihr windet in den gleichen Schlingen der Radweg und das Wunderbare dabei – flussabwärts rollt es auf der ebenen Asphaltstrecke fast wie von allein.
Dennoch ist es natürlich möglich, aber vor allem lohnenswert, die Mühe auf sich zu nehmen, in die Pedalen zu treten und sich 100 bis 200 Höhenmeter hinauf zu begeben. Wer nicht gern Fahrrad fährt, geht zu Fuß. Zum Beispiel in Pölich ist es eine Empfehlung wert durch die Rebzeilen zu wandern, dabei können alte römische Wasserleitungen erkundet und eine kleine Kapelle besucht werden. Zur Stärkung angelt man sich ein paar leckere Mirabellen vom Baum und im Nu ist man oben angekommen, lässt sich auf einer Bank nieder und wird für die Anstrengung mit einem herrlichen Blick auf das Moseltal belohnt. Nur grün, fast nur grün, Weinberge und dazwischen die schwarzen Dächer der schiefergedeckten Häuser – fast schon ein bisschen eintönig für manche Augen – einige sehnten sich nach fast zwei Wochen mal wieder auf ein goldgelbes Kornfeld zu blicken. Doch davon ist weit und breit keines in Sicht. Schon zu Zeiten Kaiser Konstantins 300 n.Chr. hatte man erkannt, dass sich an den steilen, sonnigen Hängen mit ihren Schiefer- und Muschelkalkböden hervorragend Wein anbauen lässt. Besonders der Riesling hat sich hier etabliert. Es versteht sich von selbst, diese gute Laune der Natur zu probieren, denn »Der liebe Gott hat nicht gewollt, dass guter Wein verderben sollt, darum hat er uns nicht nur die Reben, sondern auch den Durst gegeben.«. Dieser Spruch zierte die Fassade eines Winzerhauses in Moselkern. Beliebt waren bei der Mehrheit die süßen sogenannten »Senioren- und Frauenweine«, die nach vorheriger Verkostung bevorzugt gekauft wurden und die wir uns dann in geselliger Runde schmecken ließen. So vergisst man schon mal die Lebensmittel des Abends in Sicherheit zu bringen und am nächsten Morgen schwimmen die Mehl- und Eierpackungen und allerlei anderes im Regenwasser – kein Grund die Sachen nun wegzuwerfen, sondern der Anlass für Matze P. für uns zum Frühstück Plinsen in üppigen Mengen zu backen, bis Otfried den Gashahn abdreht und die Flasche davonträgt. Was für eine Frechheit, doch man kann ja nicht den ganzen Tag verbraten. Die nächste Etappe stand bevor, das Boot musste wieder zu Wasser gelassen werden, um aufbrechen zu können. Und so war es Otfried der unserem jungen Haufen etwas Ordnung und Struktur verlieh, das war ganz gut so, denn es ist nicht immer leicht 14 Leute unter einen Hut zu bekommen, bei unserer umgänglichen Truppe eigentlich aber auch nicht besonders schwer. Zur Unterstützung wurde Otfried von seiner jungen Kollegin Mara begleitet. Sie fuhr das Auto mit Gepäck und dem leeren Bootsanhänger von Station zu Station, kümmerte sich um Liege- und Campingplätze und kaufte ein, was wir ihr auf den Wunschzettel schrieben. So konnten die Bootsfahrer entspannt schippern und die Radfahrer unbesorgt strampeln. Es waren immer sieben Radfahrer und der Rest wurde zur Bootsbesatzung, wobei die Besetzung täglich variierte. Auf den fünf Etappen von Konz nach Winningen (kurz vor Koblenz) haben wir in den zehn Urlaubstagen mit unseren Fahrrädern rund 200 Kilometer zurückgelegt, mit dem Boot etwas weniger. Die Touren waren also nicht zu lang, was wir bei dem heißen Wetter als sehr angenehm empfanden. Morgens konnten wir also ausschlafen, dann radeln, uns zwischendurch etwas ansehen und uns am Nachmittag ausruhen, in der Sonne liegen und in der Mosel abkühlen, bis zusammen das Abendessen gekocht wurde. Es waren drei »freie« Tage für Ausflüge eingeplant, um die Gegend intensiv und ohne Hast zu erkunden. So entgingen uns die touristischen Highlights, wie der Trierer Dom, die Burg Elz, das Deutsche Eck und die Festung Ehrenbreitstein in Koblenz natürlich nicht. Wie man merkt eine bestens organisierte Reise. Deshalb ist es auch so toll in dieser Konstellation, mit Fahrrad und Boot und Otfried. Nach der Elbe 2007, der Donau 2008 war die Mosel schon angepeilt, doch dann etwas in Vergessenheit geraten, da es schwierig ist einen gemeinsamen Termin für solch eine Unternehmung zu finden. Dieses Jahr bot sich nun die vielleicht letzte Möglichkeit, zumindest mit der alten Stammbesetzung, denn die freien Tage von Schule, Studium, Ausbildung und Beruf lassen sich kaum vereinbaren. Umso schöner, dass wieder so viele dabei waren: Lisa J., Matze P., Martin, Franz, Matze R., Otfried, Caro, Micha, Pfarrer, Mara, Mirko, Lisa H., Lydia und Marcel. Diese Gemeinschaft ist einfach wunderbar, man kennt sich, versteht sich und alles ist perfekt. Da ist der Ort der Reise eigentlich schon zweitrangig. Es bereitet einfach Freude etwas miteinander zu erleben und nachts im Gras zu liegen, den Himmel zu beobachten und solang nach Sternschnuppen zu schauen bis man keine Wünsche mehr hat.